Mehr Gerechtigkeit in Zeiten des Klimawandels

Evangelikale Christen bei der UN-Klimakonferenz in Ägypten – Ein Kommentar von Matthias
Böhning

Gottes kostbare Schöpfung ächzt auf allen Ebenen. Jeden Tag geht ein Teil von ihr für immer verloren,
indem etwa 150 Tier- und Pflanzenarten aussterben. Und es scheint, dass wir sie durch
menschengemachten Abfall ersetzen: Im Jahr 2050 wird es mehr Plastik als Fische im Meer geben, wenn
die derzeitige Verschmutzung unverändert weitergeht. Gleichzeitig bestimmen extreme Wetterereignisse in
aller Welt immer häufiger die Nachrichten: „Überschwemmungen in Pakistan – mehr als 33 Millionen
Menschen betroffen“ oder „Flut in Deutschland und Belgien – teuerste Wetterkatastrophe aller Zeiten in
Europa“.

Es trifft die Ärmsten

Die Zunahme der extremen Naturphänomene ist eine direkte Auswirkung des Klimawandels. Und sie hat
ihren schrecklichen Preis: Verlust von Menschenleben und biologischer Vielfalt, Zerstörung von
Landschaften, Infrastruktur, Einkommensgrundlagen, Wohnraum und Kultur. Häufig am heftigsten
betroffen: die Ärmsten und Schwächsten auf der Welt, die gleichzeitig am wenigsten zu den Ursachen des
Klimawandels beigetragen haben. Oft sind sie weiblich.
Wie in Zeiten des Klimawandels mehr globale Gerechtigkeit geschaffen werden kann, war Hauptthema der
diesjährigen Weltklimakonferenz in Scharm El-Scheich. Trotz insgesamt schwacher Ergebnisse
begrüßenswert aus christlicher Sicht: Durch einen neuen Finanztopf sollen ärmere Länder künftig im
Katastrophenfall Hilfsgelder für klimabedingte Schäden und Verluste erhalten. Einzahlen sollen reiche
Länder, die historischen Hauptverursacher der klimaschädlichen Emissionen.

Unsere Botschaft unterscheidet sich

Als Weltweite Evangelische Allianz haben wir genau dies gefordert, denn „Liebe deinen Nächsten“ meint
im Jahr 2022 auch „deinen globalen Nächsten“. Inzwischen sind wir regelmäßig auf den Klimakonferenzen
der Vereinten Nationen vertreten, wie zahlreiche andere sogenannte „Beobachter“ auch. Unsere Botschaft
unterscheidet sich von Klima- und Umweltaktivisten, von Wirtschaft und Wissenschaft: Aus unserer Sicht
ist die Umweltkrise in erster Linie eine moralische und spirituelle Krise. Bessere Gesetze, genauere Daten
und innovative Technologien sind gut und wichtig. Aber es ist letztendlich unsere zerbrochene Beziehung
zu Gott, dem Schöpfer, und zur Schöpfung, seinem Geschenk, die uns in die Misere geführt hat. Auf
Klimakonferenzen sprechen wir darüber in Veranstaltungen und Pressekonferenzen, aber auch persönlich
mit einzelnen Teilnehmern – und manchmal auch mit Umweltministern.

(Der Autor, Matthias Böhning (Bonn), ist Direktor des Nachhaltigkeitszentrums der Weltweiten Evangelischen Allianz.)

erschienen in IDEA am 29.11.2022

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